Die vier Lebensthemen in der Existenziellen Pädagogik

Um personale Werte umsetzen zu können und somit zu einem gesunden Selbstwert und einem erfüllten Leben zu gelangen, müssen gewisse Grundthemen erfüllt sein. Alfred Längle hat vier Themen gefunden, die den Menschen im Innersten bewegen. Diese vier Lebensthemen (Motivationen) bilden ein Raster, der in der Erziehung in zweierlei Hinsicht genutzt werden kann:

Zum einen lässt sich die Entwicklung der Person als ein Fortschreiten von der ersten zur vierten Grundmotivationen beschreiben, wenngleich es immer wieder sein kann, dass Menschen bei neuen Entwicklungsanforderungen auf ein früheres Stadium zurückkommen. Der Raster kann zu einem tieferen Verständnis der momentanen Situation meines Gegenübers verhelfen.

Zum zweiten lassen sich damit ganz konkrete Erziehendenmassnahmen ableiten: Auf welches Grundthema könnte das Verhalten des Kindes hindeuten? Was fehlt ihm? Was braucht dieses Kind jetzt von mir?


Ich finde mich im Leben zurecht

Der Mensch ist auf die Welt gekommen – kann er unter den gegebenen Umständen Fuss fassen, Wurzeln schlagen, Heimat finden? Erfährt ein Mensch Schutz, Raum und Halt entsteht daraus das Grundvertrauen als Basis für sein Dasein.

Daraus resultierende Fähigkeiten:

Mut, Vertrauen, Gelassenheit, Offenheit, Selbstannahme, Wahrheit

Auffälliges Verhalten bei Fehlen dieser Voraussetzung:

Unruhe, Unkonzentriertheit, sich nicht einlassen können, Unzuverlässigkeit, im Unverbindlichen verharren, 

Tagträumereien, Versteigen in Phantasiegeschichten, Lügen

Verunsicherung, Angst, Misstrauen, Argwohn, Aktivismus,  (Vernichtende) Aggression



Ich freue mich, dass ich lebe

Gibt es im Leben genug Wertvolles, dass es sich lohnt zu leben? Die drei Bedingungen Beziehung, Zeit und Nähe schaffen die Basis dafür, Zuwendung annehmen und Zuwendung geben zu können, sich auf das Leben einzulassen. Es entsteht ein tiefes Wahrnehmen des Wertes, den das Leben hat, den sogenannten Grundwert.

Daraus resultierende Fähigkeiten:

Lebenslust, Genuss, Freude, Dankbarkeit, Geborgenheit, menschliche Wärme, Empathie, Emotionen

Auffälliges Verhalten bei Fehlen dieser Voraussetzung:

Rückzug, Leistungszwang/Leistungsverweigerung, Depression

Druck, sich Gruppen anzuschliessen

Entwertung Sentimentalität, Gefühlskälte

(Beziehende) Aggression

Ich bin ich - und das ist gut so!

Erfährt der Mensch in seinem Ureigenen Beachtung, Wertschätzung und Gerechtheit, dann entsteht das Gefühl, sich selbst sein zu dürfen. Es entwickelt sich Selbstwert und Authentizität.

Daraus resultierende Fähigkeiten:
Identität, Ausstrahlung, Würde, Respekt

 Auffälliges Verhalten bei Fehlen dieser Voraussetzung:

Scham, Schüchternheit, Verletzlichkeit, Trotz, Anpassung

Einsamkeit, Spaltung, Leugnung, Hysterie

(unduldsame) Aggression, Ärger


Ich will mich einsetzen - doch wofür?

Kann der Mensch durch sein Handeln dem Dasein Sinn geben? Findet er Tätigkeitsfelder, um personale Werte jetzt und in Zukunft umzusetzen. So erhält das Dasein Ausrichtung und einen existenziellen Sinn.

Daraus resultierende Fähigkeiten:

Selbsthingabe, Flow

Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen

Engagement, Motivation, Anstrengungsbereitschaft

 Auffälliges Verhalten bei Fehlen dieser Voraussetzung:

Gleichgültigkeit, Antriebslosigkeit, Orientierungslosigkeit, provisorische Lebenshaltung., „No future“

existenzielles Vakuum, Sucht, Suizidalität

(spielerische) Aggression